Zurück in den Beruf: Inspirationssuche oder Neuorientierung?
Projekt MACHbar
Das Projekt MACHbar berät deutschlandweit Mütter und Väter von drei und mehr Kindern beim beruflichen (Wieder-)Einstieg.
MACHbar ist ein Modellprojekt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das bei der Beratung besonders auf die verschiedenen Voraussetzungen, Ressourcen und Lebenswirklichkeiten von Großfamilien eingeht.
Die Beraterinnen im MACHbar Team kennen die Herausforderungen, die das Berufsleben an Mütter und Väter stellt aus eigener Erfahrung. Ihr oberstes Anliegen ist, Karrierewege von Müttern und Vätern von mehreren Kindern abzusichern und neue zu gestalten. Dabei setzen sie auf die Zusammenarbeit mit Behörden, ARGEn, Mütter- und Familienzentren, Beratungsstellen, Trägern der Kinder- und Jugendhilfe und weiteren Netzwerkpartnern. Wirtschaftsunternehmen werden aktiv mit eingebunden.
Das Projekt auf die Nutzung digitaler Medien und sieht in der Digitalisierung außerdem berufliche Chancen für die zu beratenden Eltern.
Ziel des Projekts MACHbar ist das gemeinsame Entwickeln realistischer beruflicher Perspektiven und weiterer Schritte. Wir erarbeiten einen machbaren Fahrplan, der den Müttern und Vätern einen echten Leitfaden an die Hand gibt und bleiben auch nach der Beratung an der Seite der Teilnehmenden – ob es um den Bewerbungsprozess oder Fragen bei der Umsetzung der Schritte geht.
MACHbar bietet Beratung auf Augenhöhe, Sparringspartner aus der Praxis und Menschen, für die diese Begleitung eine echte Herzensangelegenheit ist, denn die Großfamilie kann die Arbeitswelt bereichern und beide Seiten stärken – Mütter und Väter genauso wie Arbeitgeber.
Drei Zielgruppen
Das Projekt MACHbar schließt ausdrücklich niemanden aus und richtet sich gleichermaßen an drei vollkommen unterschiedliche Zielgruppen:
1. Fach- und Führungskräfte mit hoher fachlicher Expertise und Talente auf dem Weg dorthin: Frauen erleben in der Familienphase immer noch einen Karriereknick in der Familienphase.
In dem Kontext der Mehrkindfamilie zeigt sich dieser Karriereknick deutlicher und nachdrücklicher, auch in der Betrachtung des weiteren Lebensweges. Hier greift die fundierte Beratung hin zu einer nachhaltigen Karriereplanung.
2. Frauen und Männer, die ein festes Anstellungsverhältnis suchen und über einen Schulabschluss und/oder eine Berufsausbildung oder einen akademischen Abschluss verfügen.
Wir denken dabei nicht nur an die geradlinigen Biografien, sondern auch an kleine Selbstständigkeiten, Jobs in der Gastronomie, in der Pflege, im Gastgewerbe usw.
3. Mütter und Väter, die bisher keinen Schulabschluss bzw. keine abgeschlossene Berufsausbildung haben.
Wir setzen auf das MACHbare und erarbeiten alltagsnahe Perspektiven. Wir begleiten alle Klienten und Klientinnen wertschätzend und auf Augenhöhe.
Beratung und Rechercheleistung
Die Projektmitarbeiterinnen verfügen nicht nur über fundierte akademische Expertise, sie sind auch selbst Teil der Zielgruppe. Sie sind erfahrene Mütter von drei und mehr Kindern, die seit vielen Jahren Berufstätigkeit und Familie miteinander verbinden. Ihre unterschiedlichen eigene Erfahrungen mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nutzen sie, um andere Väter und Mütter bei der Karriereplanung zu unterstützen.
Die Beratung von MACHbar umfasst die Beratung und Recherche von beruflichen Perspektiven, aber auch Möglichkeiten der Unterstützung bei der Kinderbetreuung oder der Familienaufgaben.
Das Beratungsangebot von MACHbar findet per Videokonferenz, telefonisch und per E-Mail statt, sodass auch Familien ohne Kinderbetreuung und in ländlichen Gebieten oder zu „unkonventionellen“ (Rand-)Zeiten teilnehmen können.
Die Projektmitarbeiterinnen unterstützen die Familien dabei, sich über Angebote von Bildungs- oder Netzwerkpartnern vor Ort auch selbst zu informieren und diese zu nutzen oder stellen den Kontakt her.
Erfolge
Seit Projektbeginn konnten jährlich zwischen 50 und 70 Frauen jeweils über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten beraten werden. Die ersten Frauen von 2021 beginnen jetzt ihr Bachelor-Studium bzw. Ausbildungsjahr; einige andere schreiben ihr Abitur bzw. stehen über den 2. Bildungsweg kurz vor dem Realschulabschluss. Des Weiteren konnten wir 62 Bundesfreiwilligendienste und dauerhafte Tätigkeiten in Ehrenämtern vermitteln. Diese dien(t)en zu einem großen Teil der Berufsorientierung. Hinzu kommen weitere 40 vermittelte Frauen in Ausbildungen bzw. (Pflege- und Gesundheits-)Studiengänge.
Wir wünschen ihnen allen weiterhin beste Erfolge!
O-Ton
Über unsere Klientin P. aus Leipzig (6 Kinder):
Als ihre sechs Kinder auf der Welt waren, war sie 32 und hat angefangen, wieder die Schulbank zu drücken, um ihren Realschulabschluss nachzuholen. In erster Ausbildung ist die Krankenpflegehelferin. Doch schnell merkte sie, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Die beruflichen Grenzen waren mit diesem Abschluss schnell erreicht.
Nun hat P. nicht nur ihren Schulabschluss in der Tasche, sondern sie befindet sich im 3. Lehrjahr zu Heilerziehungspflegerin. Gerade schreibt sie ihre Abschlussarbeit … und das ist noch nicht das Ende des Lernens. Ihr Plan ist es danach dual weiter zu studieren. Dann heißt es drei Tage arbeiten und zwei Tage die Schulbank drücken. P. hat ihr Ziel vor Augen und ihren Mann als großen Unterstützer im Rücken. Die Uni-Luft ruft ...
„In den letzten Jahren, die ich durch das Projekt begleitet wurde, war die Gewissheit, dass ich mich immer mit Fragen melden kann, eine unglaubliche Unterstützung. Die Rückversicherung und Lösungsfindung speziell für meine Familie und mich durch die Beratung war und ist immer noch sehr hilfreich für mich. Sorgen werden besprochen und ernst genommen. Wie funktioniert das mit der Finanzierung? Wie lange muss ich auf die Auszahlung warten und ggf. selbst überbrücken? Nicht einfach, wenn man eine Familie zu ernähren hat.
Ich habe gelernt, dass es Wege gibt, wenn man seinen Schulabschluss nachholen möchte. Mir wurde gezeigt, dass ich als Frau nicht irgendeinen Job machen muss, sondern dass ich über den zweiten Bildungsweg meinen Wünschen nachgehen kann. Ich kann mich auch in meinem Alter noch auf die Schulbank setzen, weil man unterstützt wird. Und das ist toll! Dafür bedanke ich mich beim ganzen Team!“
Einen Bericht mit aktuellen Fällen aus dem Jahr 2024 gibt es hier.
O-Ton
"Ich bin jetzt fast mit dem 4. Semester meines Studiums der Sozialen Arbeit fertig. Ich hatte jetzt ein 25-wöchiges Praktikum in einem Gemeinwesenverein und habe enorm viel gelernt, auch über mich und meinen Umgang im sozialprofessionellen Bereich. Heute hatte ich die Verabschiedung und habe ein so wundervolles Abschiedsgeschenk bekommen (also ich und die andere Sozialarbeitspraktikantin, wir waren gleichzeitig dort und sind ein eingeschweißtes Team geworden). Das Geschenk ist eine Schatzkiste, voll mit unterschiedlichen Dingen. Wir haben so etwas ähnliches (Praktikantinnen to go - als Tüte) vorbereitet für das Team, aber mit deutlich weniger Inhalt. Wir hatten z.B. Lesezeichen, Blumensamen, Schlüsselanhänger und noch anderes. Es ist einfach nur unfassbar schön, was für eine Wertschätzung und auch zeitliche sowie geistige Arbeit in unserer Geschenk gesteckt wurde.
Das ist so irre. 2020 hatte ich kein Abi, keine abgeschlossene Berufsausbildung. Und jetzt, 4 Jahre später, bin ich zur Hälfte mit meinem Studium fertig!"
Kontakt
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