Weckruf für Politik und Wirtschaft: Familienfreundlichkeit in Deutschland muss gestärkt werden
Mönchengladbach, den 04. Oktober 2024
Familien sehen sich immer wieder mit der Herausforderung konfrontiert, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Ein Mangel an flexiblen Arbeitszeitmodellen und ausreichenden Betreuungsangeboten verstärke diesen Druck erheblich, wie die jüngste HDI-Studie (09/2024) zeigt.
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass 43% der Eltern in ihren Unternehmen von schlechteren Aufstiegschancen für Beschäftigte mit Kindern berichten. „Dies ist ein deutliches Signal, dass wir es nicht nur mit strukturellen Defiziten im Bereich der Kinderbetreuung, sondern auch mit tief verwurzelten Benachteiligungen von Eltern in der Arbeitswelt zu tun haben. Eine Gesellschaft, die Familienfreundlichkeit und Chancengleichheit predigt, darf solche Ungerechtigkeiten nicht dulden. Mit Blick auf die verheerende Fertilitätsrate sollte die deutsche Politik endlich aufwachen und dem Negativtrend mit effektiven Maßnahmen gegensteuern“, so die Vorsitzende des Verbandes Dr. Elisabeth Müller.
Erschütternd ist zudem, dass 20% aller Berufstätigen ihren Kinderwunsch wegen mangelhafter Betreuungsangebote sogar ganz zurückgestellt haben. Besonders dramatisch ist diese Entwicklung in der Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen, von denen mehr als jeder Dritte (35%) aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten auf Kinder verzichtet. Auch bei Beschäftigten mit Personal- oder Projektleitungsverantwortung liegt dieser Anteil bei 29%. „Diese Zahlen machen deutlich, dass die aktuellen Strukturen nicht nur den beruflichen Alltag erschweren, sondern auch langfristig die Familienplanung negativ beeinflussen. Ein Trend, der an den Grundfesten des Lebensmodells „Mehrkindfamilie“ rüttelt. Dies ist eine besorgniserregende Entwicklung für unsere Gesellschaft, die dringend umgedreht werden muss“, warnt Dr. Müller.
Die Studie zeigt auch, dass 41% der berufstätigen Eltern gern mehr Stunden arbeiten würden, wenn die Kinderbetreuungszeiten dies zuließen. Das Potenzial, das hier für die Wirtschaft brachliegt, ist enorm. Es verdeutlicht, dass die Anpassung und Erweiterung von Betreuungsangeboten nicht nur Familien entlasten, sondern auch der Wirtschaft zugutekommen würde, indem Eltern stärker am Berufsleben teilnehmen könnten. Die Vorsitzende betont: „Kinderreiche Eltern bringen einen enormen Schatz an Organisationstalent, Lebenserfahrung, Strukturierung und Leistungsbereitschaft mit – beste Management Skills, die man schwerlich aus dem Lehrbuch lernen kann.“
„Um Benachteiligungen zu beseitigen, muss die Politik für beide Seiten die richtigen Rahmenbedingungen setzen – sowohl für Unternehmen als auch für Eltern. Eltern brauchen Möglichkeiten für „atmende Lebensläufe“, sprich wann immer und wo immer möglich, flexible Arbeitszeiten und -orte, um ihre beruflichen und familiären Pflichten in Einklang zu bringen. Es liegt doch in unser aller Interesse, Eltern zu unterstützen, um eine gesunde Balance zwischen Beruf und Familie zu ermöglichen. Nur so kann eine wirklich familienfreundliche Gesellschaft entstehen, die Chancengleichheit und wirtschaftliche Teilhabe für alle sicherstellt. Und nur so kann es uns gelingen, Anreize für Paare zu setzen, überhaupt wieder mehrere Kinder zu bekommen.“
Hintergrund zur Studie: https://www.berufe-studie.de/2024_01-kernergebnisse.html
Über den Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V.
Der Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V. (KRFD) ist im Jahr 2011 aus der Initiative engagierter kinderreicher Familien entstanden; vertritt 1,4 Millionen Mehrkindfamilien in Deutschland und setzt sich in Politik, Wirtschaft und Medien für ihre Interessen ein. Der Verband versteht sich als Netzwerk von und für Familien mit drei Kindern und mehr, die sich untereinander unterstützen und die Öffentlichkeit für ihre Anliegen erreichen wollen. Der Verband ist konfessionell ungebunden und überparteilich.
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