Die Bedeutung von Familien und ein Dank an sie
Mönchengladbach, den 15.05.2022. In unserer modernen Gesellschaft kommt kinderreichen Familien eine wichtige Bedeutung zu. Mehr als sieben Millionen Menschen leben tagtäglich bewusst das Lebensmodell „familie3plus“. Durch sie wird die Zukunft von morgen erhalten und der Nachwuchs zu einem mündigen Mitglied in unserer Gesellschaft erzogen.
„Der von der UN ausgerufene Welttag der Familie erinnert uns alle an die Rolle und Funktion von Familien in der Gesellschaft“, erklärt Dr. Elisabeth Müller, Bundesvorsitzende des Verbands kinderreicher Familien Deutschland e.V. „Wir nehmen diesen Aktionstag zum Anlass, um die Regierung aufmerksam zu machen, (Mehrkind-)familien bei politischen Entscheidungen zu berücksichtigen und als verlässliche Solidargemeinschaft, vor allen Dingen auch als verlässliche Konstante in Krisenzeiten, zu sehen“.
„Versteht man ‚Familie‘ mit all ihren Lebensmodellen als eine reichhaltige Investition, bleibt man als Land zukunftsfähig und attraktiv“, so der stellvertretende Vorsitzende Andreas Konrad. „Familie“ übernimmt wirtschaftliche Aufgaben. Durch gegenseitige Fürsorge und gemeinsames Wirtschaften sichert sie ihre Angehörigen materiell ab. „Familie“ ist ein zentraler Ort für soziale und moralische Wertebildung, für Zusammenhalt, für Rückzug und Lebensfreude. „Familie“ trägt über Generationen. „‚Familie‘ stellt einen ‚sicheren Heimathafen‘ dar, der jungen Menschen Halt und Unterstützung gibt“ (Shell Jugendstudie 2019 Zusammenfassung, S. 20).
Der Verband nimmt diesen Tag zum Anlass, um allen Familien ein „DANKE“ auszusprechen. Danke, dass Sie, liebe Familien, trotz nahtlosem Übergang von einer Krisensituation in die nächste, verbunden mit viel Verzicht und Rücksichtnahme, füreinander da sind (siehe O-Töne von Eltern im Anhang)! Danke, dass Sie mit Ihrer täglichen Arbeit andere Menschen bereichern und motivieren! Auch in der aktuellen Belastungssituation werden Familien wieder individuelle Antworten und Lösungen finden, um gestärkt daraus hervorzugehen. „Der Familienverbund ist und bleibt die Stütze der Gesellschaft“, so Müller. „Die gesamtgesellschaftliche Leistung von kinderreichen Familien sollte auch über Pandemiezeiten hinaus von Politik und Gesellschaft wertschätzend aufgenommen werden.“
Der KRFD tritt deshalb dafür ein, dass kinderreiche Familien:
- mehr Verständnis und Anerkennung in der Gesellschaft erfahren
- finanziell entlastet und wirtschaftlich bedacht werden
- in der Wohn- und Baupolitik mit bezahlbarem, mehrkindtauglichem Wohnraum berücksichtigt werden
- auf eine faire Versorgung im Alter vertrauen können.
Anhang:
O-Töne um Rat suchender Eltern von Mehrkindfamilien an der KRFD-Hotline 2022
„Alle glücklichen Familien gleichen einander,
jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“
(Anna Karenina (1878), Leo Tolstoi)
Aus einem weltbekannten Romanepos entspringend, entwickelte sich über Jahre hinweg das „Anna-Karenina-Prinzip“. Das heißt, dass um eine glückliche Familie zu sein, viele Faktoren erfüllt sein müssen, aber nur ein unstimmiger Faktor dazu führen kann, unglücklich zu sein.
Wie unglücklich Mehrkindfamilien durch die extremen Belastungen durch das Corona-Virus waren (und teils auch noch sind), zeigen die folgenden O-Töne. Sie entstanden aus den Rückmeldungen und Hilfegesuchen an der KRFD-Hotline im Frühjahr 2022. Die Beiträge sind anonymisiert; die Namen liegen dem Verband vor. Die hier skizzierten Texte stehen stellvertretend für so viele Eltern in der Bundesrepublik, deren Familien-, Berufs- und Privatleben die „Covid-19“-Pandemie jäh verändert hat.
(1) Mutter
Ich bin erschöpft. Ich bin müde. Ich bin gereizt. Ich will schreien – vor Wut, vor Trauer, vor Überforderung. Dabei bin ich schon längst erstummt. Ich bin kraftlos. Wir alle sind kraftlos.
Seit über zwei Jahren haben wir keine Woche gehabt, in der alles nach Plan lief. Unser Familienleben ist außer Rhythmus, vom Arbeitsalltag ganz zu schweigen. Vorausplanen? Undenkbar. Als Eltern ist man mittlerweile ständig „betriebsbereit“. Das ist man als Mutter oder Vater sowieso, aber seit der Pandemie gibt es gar keine Pausen mehr.
Wir müssen erreichbar sein – für Schulen und Kitas, um gegebenenfalls in nächster Minute eine von jetzt auf gleich wegbrechende Kinderbetreuung oder Schulschließung selbst zu stemmen. Wir halten die Großeltern weitestgehend raus. Vor Corona kam mein Vater zwei Mal die Woche zu uns und hat einen Nachmittag auf die Zwillinge aufgepasst. Diese Stunden waren Gold wert – für beide Seiten! Er gehört zur Risikogruppe. Auf Empfehlung und aus Angst, dass wir ihn anstecken könnten, haben wir uns allein durchgeschlagen. Er vermisst seine Enkelkinder. Seit drei Wochen kommt er wieder zu uns. „Auf unser eigenes Risiko“ wie man so schön sagt. Wir sind zwar geimpft, aber die Gefahr der Ansteckung ist dadurch natürlich nicht verschwunden. Wir hoffen immer, dass niemand positiv ist.
(2) Vater
Bisher sind wir gut über die Runden gekommen. Am Monatsende war immer noch ein bisschen Geld übrig. Seit einem halben Jahr überrollen uns jedoch die ganzen Kosten. Wo soll uns das noch hinführen?
(3) Mutter
Unsere Kinder sind zum Glück noch nicht „verhaltensauffällig“. Darüber liest man ja gegenwärtig viel. Ich beobachte zwar, dass sie hin und wieder Phasen haben, in denen sie sehr gereizt sind oder aber zu rein gar nichts Lust haben. Im Großen und Ganzen würde ich aber sagen, geht es ihnen soweit gut. Meine Freundin trifft es härter. Ihre 14-jährige Tochter hat eine Essstörung entwickelt. Sie schiebt es auf zu viele „Insta“ und „TikTok“-Videos. Das ist ja noch einmal eine ganz andere Nummer ...
(4) Vater
Wir müssen als Eltern da sein. Wir sollen funktionieren. Immer. Für alles und für jeden. Zu jeder Zeit. Funktionieren. Politik, funktioniere auch du. Gib uns Familien eine Perspektive, wie es weitergehen kann.
(5) Mutter
Wir müssen flexibel sein – für die Familie und für die Arbeitgeber. Dabei kann ich das Wort nicht mehr ausstehen. Wir lieben unsere Jobs und wollen sie nicht verlieren. Wir haben beide die Stunden reduzieren müssen, sonst hätten wir die Betreuung unserer fünf Kinder nicht mehr gewährleisten können. Im ersten Lockdown bin ich um 5 Uhr aufgestanden und habe zu Hause bis 13 Uhr gearbeitet. Dann gab es den Wechsel. Mein Mann muss zur Arbeit fahren. Er kam dann 21 Uhr nach Hause. Ein Familienleben? Fehlanzeige.
(6) Vater
Das ist der Wahnsinn. Wir haben zwei Jobs und fallen nicht unter die Grenze zur Bezuschussung. Wir gehen mittlerweile an den Dispokredit. Das kann so nicht weitergehen. Alles wird immer teurer. Bei Mehrkindfamilien multipliziert es sich. Die Politik muss endlich hinschauen.
(7) Mutter
Was wir gekocht haben! Auf einmal saßen unsere älteren Kinder wieder am Tisch, weil deren Ausbildung ins Netz verlegt worden ist. Allein für ein Mittagessen habe ich gestern drei Kilo Kartoffeln geschält. Uff. Nichts blieb übrig. Wie gut, dass der Verband 2020 den Nachweis über die Familiengröße entwickelt hatte. Da gab es einen Beleg, dass wir keine „Hamsterkäufe“ machen, sondern dass wir einfach diese Lebensmittel brauchen.
(8) Mutter
Alles wird immer teurer. Die Kosten summieren sich in so vielen Bereichen. Unsere Rücklagen sind fast aufgebraucht. Wir schauen gerade von Monat zu Monat, wie wir über die Runden kommen… Und ja, wir können sehr wohl gut mit Geld umgehen. Oft bekomme ich an den Kopf geworfen, dass wir besser wirtschaften sollten. Kinderreichen Familien das vorzuwerfen, ist eine unfaire Unterstellung.
Über den Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V.
Der Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V. (KRFD) ist im Jahr 2011 aus der Initiative engagierter kinderreicher Familien entstanden; vertritt 1,4 Millionen Mehrkindfamilien in Deutschland und setzt sich in Politik, Wirtschaft und Medien für ihre Interessen ein. Der Verband versteht sich als Netzwerk von und für Familien mit drei Kindern und mehr, die sich untereinander unterstützen und die Öffentlichkeit für ihre Anliegen erreichen wollen. Der Verband ist konfessionell ungebunden und überparteilich.
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Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V.
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